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Magensäuremangel: Sodbrennen, andere Symptome und Behandlung

Darm und Verdauung

Sodbrennen? Als mögliche Ursache fällt zuerst meist ein Überschuss an Magensäure ein. Doch das ist nicht immer der Fall. Zwar beheben Magensäurehemmer Sodbrennen kurzfristig und sofort, werden sie aber zu lange eingenommen, erleichtern sie verschiedenen Keimen den Eintritt in den Körper. Immer noch zu wenig bekannt ist, dass auch ein Magensäuremangel und eine gestörte Darmflora ursächlich für Sodbrennen und weitere Beschwerden sein kann.

Die Magensäure ist nicht nur Dreh- und Angelpunkt der Verdauung und damit der Nährstoffversorgung des Körpers. Weil Magensäure aber auch noch andere wichtige Aufgaben für die Gesundheit hat, sollte ein längerfristiges Hemmen der Produktion von Magensäure (mit sogenannten “Protonenpumpenhemmern” oder “Antazida”) gut überlegt und eindeutig indiziert sein. 

Lerne in diesem Artikel, wie du einen Überschuss von einem Magensäuremangel unterscheiden kannst, welche Symptome es neben Sodbrennen gibt und was du gegen einen Magensäuremangel tun kannst.

Gesamt-Lesezeit: ca. 10 Minuten

1) Allgemeines zu Magensäuremangel

Magensäuremangel (oder fachlich Hypochloridie”) beschreibt einen Mangel an Bildung oder Sekretion von Magensäure (= Hydrochlorsäure) mit weitreichenden Folgen für die Gesundheit.

Auch wenn es für die Anwendung von Magensäurehemmern (zB Protonenpumpenhemmern, Anazida) einen berechtigten Anwendungsbereich gibt, sollte deren Anwendung gut überlegt und indiziert sein. Denn die weitreichende Wichtigkeit von Magensäure wird in diesem Fall häufig unterschätzt.

Magensäuremangel Magen

Dazu kommt, dass sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss sich durch das gleiche Leitsymptom äußern: Sodbrennen. Dies erklärt auch, weshalb ein Magensäuremangel oft unerkannt bleibt und Sodbrennen kurzfristig mit Magensäurehemmern behandelt wird, statt der Ursache für Sodbrennen auf den Grund zu gehen. Ein Mangel könnte sogar häufiger vorkommen als ein Überschuss.

Hier eine Übersicht zu weiteren Symptomen eines Magensäuremangels:

  • Verdauungsbeschwerden unmittelbar nach Mahlzeiten (zB Völlegefühl und unspezifische Nahrungsmittelunverträglichkeiten),
  • Abneigung gegen eiweißhaltige Speisen,
  • überschießenden Immunreaktionen (Allergien, Autoimmunreaktionen),
  • wiederkehrenden Infektionen des Verdauungstrakts,
  • diverse Nährstoffmängel.

Die Aufgaben der Magensäure erstrecken sich nicht nur auf die Verdauung, sondern sie ist auch eine sehr wichtige Barrieren zwischen dem Äußeren und des Inneren des menschlichen Körpers, indem sie uns vor über die Nahrung aufgenommenen und potentiell krankmachenden Keimen schützt.

Betroffene eines Magensäuremangels weisen typischerweise oft eine lange Krankheitsgeschichte auf, weil eine Diagnose schwer zu treffen ist.

Auf den ersten Blick scheint es sogar so, dass Menschen mit ausreichend Magensäure so gut wie alles essen können (sogar in Ländern mit niedrigeren Hygienestandards)

…ohne Probleme mit der Verdauung zu bekommen, während Menschen mit mangelhafter Magensäure tendenziell sehr vorsichtig bei der Nahrungsaufnahme sind bzw. sein müssen.

2) Sodbrennen durch Magensäureüberschuss oder durch Magensäuremangel?

Wie bereits angedeutet, kann Sodbrennen sowohl Symptom eines Überschuss als auch eines Mangels an Magensäure sein.

2.1.) Sodbrennen durch Magensäuremangel

Bei einem Magensäuremangel resultiert Sodbrennen häufig aus einer gesteigerten Fermentation (Gärung) von Makronährstoffen (Kohlenhydrate, tierische Produkte wie Fleisch, Milch, Käse) durch Keime (Bakterien und Pilze) im Darm. Dabei entstehenden Gase (Kohlendioxid, CO2), die vom Darm nach oben zurück in den Magen aufsteigen. Und weil sich die Schließmuskeln des Magens, der sog. “Magenpförtner” (Pylorus) und der “Magenmund” (Kardia) öffnen, sobald keine Säure mehr im Magen ist, können die Gase auch weiter nach oben wandern. Dort rufen sie schmerzhafte Reizungen der ungeschützten Schleimhäute in der Speiseröhre und auch Entzündungen hervor.

Des weiteren erhöhen die genannten Gase auch den Druck im Magen so sehr, dass Magensäure  – wenn auch nur in Kleinstmengen – in die Speiseröhre zurückfließen kann. Die Öffnung des Magenmunds (Kardia) ist übrigens auch Ursache für Reflux (saures Aufstoßen). Antazida und Protonenpumpenhemmer (Pantoloc, Omeprazol, etc.) verschlimmern in diesem Fall die Symptomatik und sind daher kontraindiziert.

2.2.) Sodbrennen durch Magensäureüberschuss

Im Gegensatz zum Mangel entsteht Sodbrennen durch Magensäureüberschuss aus anderen Gründen. Meist liegt eine Übersäuerung des Gesamtorganismus zugrunde, bei der die Magenbelegzellen vermehrt Natriumhydrogencarbonat als basische Puffersubstanz zur Neutralisation dieser Übersäuerung (zB im Blut und Gewebe) bildet. Weil gleichzeitig mit Natriumhydrogencarbonat auch Magensäure produziert wird, kommt es dann zu einem Magensäureüberschuss und Sodbrennen.

Kennzeichnend für einen Säureüberschuss ist eine Schleimhautreizung der Magenschleimhaut und des Mageneingangs, die bei Sodbrennen bei einem Magensäuremangel grundsätzlich nicht vorkommt.

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3) Magensäure schützt eine „gesunde“ Darmflora

 

Neben der Verdauung der Nahrung ist die wichtigste Aufgabe der Magensäure das Abtöten von Fremdkeimen (Bakterien, Pilze, Parasiten), die mit der Nahrung aufgenommen werden. Werden diese nicht abgetötet, können sich diese im Darm ansiedeln und weitere Verdauungsbeschwerden oder sich ausbreitende Infektionen auslösen.

Der Dünndarm benötigt für seine ordnungsgemäße Funktion und für die Ansiedlung von „guten“ Milchsäurebakterien (Laktobazillen) ein leicht saures Mileu. Dieses saure Mileu entsteht sowohl durch Magensäure als auch durch die von „guten“ Milchsäurebakterien gebildeten Fettsäuren (zB Milchsäure).

Wird der Dünndarm zu basisch (bzw. alkalisch) werden die azidophilen (säureliebenden) Milchsäurebakterien verdrängt und es siedeln sich vermehrt alkalophile (basenliebende) Fäulnisbakterien und Pilze (zB Candida) an. Kommt es bei einer eingeschränkten Eiweißverdauung zu einer Besiedlung mit eiweißverdauenden Bakterien, liegt eine Fäulnis-Dysbiose vor (zB Bakterienstämme wie E. Coli, Klebsiella, Proteus, etc.).

Die Magensäure sorgt aber auch gleichzeitig dafür, dass sich „gesunde“ Darmbakterien im Dünndarm nicht zu stark vermehren und zu einer Dünndarmfehlbesiedlung bzw. –überwucherung (sog. SIBO, Small Intestinal Bowel Overgrowth) führen. Während der Dickdarm nämlich stark mit Bakterien übersät ist, befinden sich im Dünndarm vergleichsweise sehr wenig davon.

Im Extremfall kann es bei einem hohem pH-Wert des Magens auch zu einer Fehlbesiedlung des Magens selbst kommen.

Wie bereits oben beschrieben, gibt Magensäure den offizielle Startschuss für die Verdauung. Wird die Darmpassage bzw. die Verdauungsgeschwindigkeit des ganzen Verdauungstrakts durch einen Magensäuremangel verlangsamt, bleibt der Nahrungsbrei zu lange im Darm befindet. Keime können sich folglich Keime (Bakterien, Pilze, etc.) länger vom Nahrungsbrei ernähren und damit schneller vermehren.

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4) Magensäuremangel führt zu Nährstoffmängel

 

Ein Mangel an Magensäure führt zu einer verschlechterten Aufspaltung und Aufnahme bestimmter Nährstoffe.

Dazu zählen insbesondere Calcium, Magnesium, Eisen, Zink, Kupfer, Chrom, Selen, Mangan, Bor und Vitamin B12. Auch andere in der Nahrung an Proteine gebunden B-Vitamine sind von einer starken Magensäure abhängig (siehe hierzu zu Vitamin B2).

Ist die Magensäurebildung gehemmt oder die Belegzellen des Magens entzündet (atrophische Gastritis), fehlt es am sog. „intrinsic factor“, dem Transportenzym zur Aufnahme von Vitamin B12. Ein Vitamin B12-Mangel wegen Magensäuremangel kann so letztlich auch Depressionen auslösen.

Unter den Mineralien werden vor allem die zwei- und dreiwertigen Metalle (zB Mangan, Zink, Kupfer) schlechter aufgenommen.

Weitere mögliche Nährstoffmangelerscheinungen aufgrund von Magensäuremangel sind:

  • Anämie (Mangel an Eisen und Kupfer),
  • Osteoporose (Mangel an Calcium) und kardiovaskuläre Leiden (Mangel an Magnesium).
  • Schlafstörungen (Mangel an Serotonin) und Depressionen (Mangel an Serotonin und Dopamin) aufgrund eines Mangels an den Aminosäuren Phenylalanin, Tryptophan und Tyrosin.
  • Die verschlechtere Aufnahme von Nährstoffen kann langfristig theoretisch zu Gewichtsverlust, Untergewicht und Problemen mit einer gesunden Gewichtszunahme führen. Nachdem die eingeschränkte Verfügbarkeit von Aminosäuren bei einem Magensäuremangel eher zu einem langsameren Stoffwechsel führt, ist Übergewicht häufiger als Untergewicht.

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5) Magensäuremangel führt zu verschiedenen Verdauungsbeschwerden

 

Weil der Magen zu wenig Magensäure bei der Verdauung muskulär kompensieren muss, kann es bei üppigen Speisen zu Bauchkrämpfen kommen wegen einer verstärkten Kontraktion der Magenmuskulatur.

Weil von der Magensäure auch die Freisetzung von Enzymen der Bauchspeicheldrüse und der Gallensäure abhängt, treten auch Beschwerden im restlichen Verdauungstrakt auf. Völlegefühl und Schwere im Magen, ungewöhnlicher Energieverlust und Müdigkeit durch Essen, Übelkeit, Aufstoßen oder andere körperliche Reaktionen nach dem Essen sind typische Symptome.

Weiters hinzukommen können:

  • chronischer Durchfall oder Verstopfung,
  • Reizdarm, Afterjucken, unverdaute Nahrung im Stuhl,
  • schlechte Verträglichkeit und eiweißreichen Nahrungsmitteln (auch grünes Gemüse, Linsen und Nüsse),
  • insb. auch Abneigung gegenüber Fleischgerichten,
  • Oberbauch-Blähungen (zirka 2h nach dem Essen) sowie das typische Brennen im Magen (Sodbrennen).

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6) Magensäuremangel fördert Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

 

Nicht ausreichend verdaute Nahrungsbestandteile, die ins Blut aufgenommen werden, lösen überschießende Immunreaktionen aus.

Je nach individueller Dominanz des Immunsystems (TH1-/TH17- oder TH2-Immunzellendominanz) bilden sich daraus Autoimmunreaktionen, Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten aus. Diese können entweder primär durch den Magensäuremangel oder sekundär durch chronische Entzündungen der Darmschleimhaut entstehen.

Bei Autoimmunreaktionen gegen Schleimhautzellen des Darms kommt es langfristig zu einer durchlässigen Darmschleimhaut (sog. „leaky gut“-Syndrom) .

Durch gesteigertes Aufkommen unverdauter Proteine (und biogener Amine) wird auch die Kapazität des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase (DAO) erschöpft, was zu einer Akutform der Histaminintoleranz führen kann.

Berichtet wird teilweise auch von einer möglichen FODMAP-Unverträglichkeit im Zusammenhang mit Magensäuremangel.

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7) Magensäuremangel führt zu Übersäuerung bzw. Störung des Säure-Basen-Haushalts

 

Verdaute Eiweiße wirken im Darm alkalisch, säuern aber das Blut an. Bei Magensäuremangel wird das Blut sogar noch stärker angesäuert.

Diese Übersäuerung versucht der Körper durch Basen auszugleichen, indem basische Mineralien (vor allem Kalzium) aus Knochen und anderen Körpergewebe ausgebaut werden. Dies resultiert letztlich in einem sekundären Mangel an basisch wirkenden Mineralien.

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8) Weitere Symptome: Wie zeigt sich Magensäuremangel noch?

 

  • Hautkrankheiten (Rosacea, Akne im Erwachsenenalter oder Ekzeme),
  • Mundgeruch
  • raue Stimme am Morgen,
  • ständiger Hunger trotz ausreichend Mahlzeiten (wegen Verlangen des Körpers nach Nährstoffen, die er aber dann nicht aufspalten kann),
  • Erschöpfung, Schläfrigkeit und Energiemangel nach dem Essen (Essen kostet mehr Energie als es bringt);
  • Ablehnung von Fleischgerichten,
  • keine Lust zu frühstücken,
  • erhöhtes Risiko für Magenkrebs (vor allem bei Infektion mit H. pylori),
  • starkes Verlangen nach säurehaltigen Speisen,
  • Asthma (durch – vor allem nächtliches – Aufsteigen von Gärungs- und Fäulnisgasen aus dem Magen und anschließendem Einatmen in die Lunge),

Aber auch:

  • verbreiterte Kapillaren der Wangen,
  • unangenehmer Schweißgeruch,
  • erfolglose Therapie von bestimmten Nährstoffmängeln (Vitamin B12, Vitamin D und Eisen),
  • Lichtempfindlichkeit,
  • brüchige Fingernägel,
  • Osteoporose,
  • Zöliakie, Colitis Ulcerosa,
  • Verschlackung des Dünndarms mit unverdautem Eiweiß (Existenz von solchen Schlacken wurde jedoch wissenschaftlich widerlegt),
  • rheumatoide Arthritis,
  • beschleunigte Alterung,
  • eingeschränkter Abbau von Laktat (Milchsäure) und Kohlendioxid,
  • eingeschränkte Aktivität weißer Blutkörperchen,
  • eingeschränkte Funktion der Leber.

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9) Mögliche Ursache für Magensäuremangel: Infektion mit Helicobacter pylori- Bakterien

 

Eine Gastritis Typ B (atrophische Gastritis, Magenentzündung) ist gekennzeichnet durch eine Infektion der Magenschleimhaut mit dem Bakterienstamm Helicobacter pylori.

H. pylori verteilt sich über die gesamte Magenschleimhaut, versteckt sich in der Schleimschicht der Magenwand und heftet sich dort an die Epithelzellen des Magens. Der Erreger bildet das Enzym Urease, welches Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid umwandelt. Das stark basische Ammoniak neutralisiert die Magensäure und schützt das Bakterium zusätzlich.

Die Magenschleimhaut beginnt sich auf diesen Reiz hin zu entzünden, mehr Salzsäure zu bilden und erhöht die Gastrinproduktion bzw. -sekretion.

Aber Achtung:

 Letztlich entscheidet sich daher im individuellen Einzelfall, ob eine Infektion mit H. pylori zu einem Magensäuremangel oder zu einem Magensäureüberschuss führt.

H. pylori ist ein opportunistischer Keim und kann vor allem bei einer langjährigen bzw. chronischen Infektion auch den unteren Verdauungstrakt stark beeinträchtigen. Er kann beispielsweise eine Überwucherung mit dem Hefepilz Candida im Darm begünstigen. Beide Keime können Ammoniak produzieren, ihre Umgebung damit alkaliseren und im Darm nützliche Milchsäurebakterien verdrängen.

In manchen Menschen führt eine Helicobacter-Infektion zu einem Anstieg des LDL-Cholesterins und zu einem erhöhten Risiko für Arteriosklerose. Auch soll das Bakterium zu einer peripheren Insulinresistenz beitragen können.

Eine Eradikation (Auslöschung) des Keims erhöht die Ghrelin-Produktion und wirkt dadurch appetitanregend und evtl. sogar gewichtssteigernd.

Reinfektionen sind eher selten und treten nach erfolgreicher Behandlung bei etwa 1% der Betroffenen auf. Ohne Behandlung besteht die Infektion lebenslang.

Ein gesicherter Nachweis der Infektion erfolgt durch Probenahme während einer Gastroskopie (=Gewebebiopsie). Blut- und Stuhltests können fälschlicherweise oft negativ sein, obwohl der Betroffene der Symptomatik entspricht.

Zur schulmedizinischen Behandlung wird derzeit eine Quadrupel-Therapie empfohlen (3 verschiedene Antibiotika und 1 Protonenpumpenhemmer).

Typische Symptome für eine Infektion mit H. pylori sind neben allgemeinen Verdauungsproblemen jedenfalls Sodbrennen und pingelige Ernährungsgewohnheiten (zB wenn Kinder bestimmte Nahrungsmittel verabscheuen), Schlafstörungen, frühes Aufwachen ausgelöst durch starken Hunger und Gewohnheit wegen Magenproblemen nur mit erhöhtem Oberkörper schlafen zu können.

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10) Mögliche Ursache für Magensäuremangel: Bestimmte Nährstoffmängel

 

Auch der Mangel an bestimmten Nährstoffen kann die Bildung und Sekretion von Magensäure einschränken. Zur Herstellung von Hydrochlorsäure (Hydrochlorid, Chlorwasserstoff) werden nämlich Natriumchlorid (=Speisesalz), Jod, Zink und Vitamin B1 benötigt.

  • Zink dient der Bildung von Carboanhydrasen, also den Enzymen zur Einleitung der Sekretion von Magensaft in den Magenraum (Magenlumen).
  • Vitamin B1, Jod, Kalium und Chlorid (=Salz) dienen der Bildung von Magensäure.
  • Jod wird benötigt, um Chlorid-Ionen in den Magenbelegzellen zu binden und dort verfügbar zu halten.
  • Auch ein Mangel an Eisen könnte mit einer erhöhten Anfälligkeit für Magenschleimhautentzündung und damit einem Magensäuremangel in Verbindung stehen.
  • Auf neuronaler Ebene dient der Neurotransmitter Acetylcholin im vegetativen Nervensystem der der nervlichen Stimulation der Magensäureproduktion. Acetylcholin wird aus den Kofaktoren Vitamin B12, Vitamin B5 und Cholin gebildet.

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11) Welche Ursachen für Magensäuremangel gibt es noch?

 

  • Die langfristige Einnahme von Protonenpumpenhemmer (Pantoprazol, etc.) hemmt die Sekretion von Magensäure, bewirkt aber beim Absetzen eine Art Joyo-Effekt mit verstärkter Magensäureproduktion und kann so einen Teufelskreis auslösen.
  • Einnahme von H2-Antihistamika
  • Einnahme von Antazida (sog. „Säureblocker“ zur Neutralisierung der Magensäure zB Bicarbonat)
  • verminderte Magensäureproduktion im Alter (lt. Studien haben über 50-Jährige nur mehr 50% Magensäure; eine typgerechte Ernährung wird vor allem bei Veranlagung zu schmaler, schlanker und groß gewachsener Statur empfohlen),
  • Diverse Hormonstörungen:

Mangel an Cortisol oder Nebennierenrindenschwäche bzw. Adrenal Fatique Syndrom (ausgelöst durch Stress, Angst, Trauer),

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose, Hashimoto Thyreoiditis),

Sjörgren-Syndrom (systemische Autoimmunerkrankung der Gruppe der Bindegewebserkrankungen mit chronischer Entzündung der Speicheldrüsen und der Drüsen des Kopf- und Halsbereichs; Leitsymptome sind sehr trockener Mund und sehr trockene Augen)

  • Candida-Infektion oder Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO, Small Intestinal Bowel Overgrowth),
  • Somatostatinom (Tumor der Bauchspeicheldrüse),
  • Mukolipidose (angeborener Gendefekt mit Fehlfunktionen im Stoffwechsel von Polysacchariden, Lipiden, Glykoproteinen sowie starker geistiger Retardierung),
  • Pellagra (Hauterkrankung durch Niacin- bzw. Vitamin B3-Mangel)
  • Behandlung mit Antibiotika,
  • zu stark basische Ernährung bei veganer oder vegetarischer Ernährung (schränkt Magensäureproduktion ein),
  • übermäßiger Verzehr von Kohlenhydraten,
  • übermäßiger Verlust an Wasserstoff-Ionen (H+, Protonen) durch Flüssigkeitsverlust über die Nieren (ursächlich dafür ist möglicherweise ein hoher Blutzucker-Spiegel, der von den Nieren ausgeglichen wird),
  • Neuropathien (Nervenschädigungen) zB durch Diabetes oder sonstige auch Störungen der Nervensignalleitung. Wie bereits oben erwähnt, leitet der Neurotransmitter Acetylcholin über den Vagusnerv (nervus vagus) im parasympathischen Nerven und Rezeptor-Aktivierung über das Phosphoinositol-System die Magensäurebildung ein. Cholin und Inositol sind beide meist Bestandteil von Vitamin B-Komplexen.

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12) Welche Nahrungsergänzung ist bei Magensäuremangel hilfreich?

 

  • Betain Hydrochlorid unterstützt die Magensäure, welche selbst auch aus Hydrochlorid besteht. Hydrochlorid zersetzt vor allem Eiweiße und aktiviert das Enzym Pepsin. Betain ist ein Metabolit (=Abbauprodukt) von Cholin, unterstützt die Fettverdauung und baut gemeinsam mit den Vitaminen B6, B9 und B12 Homocystein ab. Betain HCl-Präparate enthalten grundsätzlich auch das Enzym Pepsin.

Die geeignete Dosierung ist individuell festzustellen: Hat man zu viel genommen, zeigen sich Übersäuerungsbeschwerden des Magens (Magenbrennen). Zu Beginn empfiehlt sich die Einnahme von 2 Tabletten zu einer eiweißreichen Mahlzeit. Die Einnahme bekämpft nur die Symptome, nicht aber die Ursache für einen Magensäuremangel.

Kritik an HCl-Produkten betrifft den niedrigen Gehalt an Wasserstoff (Hydrogen) von nur 1-2%, während die Magensäure einen viel höheren Wasserstoffanteil aufweist. Bei Betroffenen mit einem Mangel an Wasserstoff können die Präparate daher nur eine geringe Wirkung entfalten.

Betain HCl eignet sich hervorragend, um in einem Selbsttest (siehe hierzu unter Punkt 16.1.) einen Magensäuremangel festzustellen

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13) Welche Nahrungsergänzung unterstützt die Bildung von Magensäure?

 

  • Zink dient der Bildung von Carboanhydrasen, den Enzymen zur Einleitung der Sekretion von Magensaft in den Magenraum (Magenlumen)
  • Vitamin B1, B6, Jod und Natriumchlorid (=Salz) dienen der Bildung von Magensäure. Jod wird benötigt, um Chloridionen in den Magenbelegzellen zu binden und dort verfügbar zu halten (Vorsicht: Die Gabe von Jod kann bei Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, wegen Erhöhung des schilddrüsenstimulierenden Hormons TSH kontraindiziert sein)
  • Bei Störungen der Nervensignalleitung oder Neuropathien könnten B-Vitamine (einschließlich Cholin und Inositol) hilfreich sein (Hinweis: Acetylcholin aktiviert über das Phosphoinositol-System die Magensäureproduktion).
  • Verdauungsenzyme ersetzen die Enzyme der Bauchspeicheldrüse und helfen bei der Verdauung von Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten. Die Einnahme bekämpft nur die Symptome, nicht aber die Ursache für einen Magensäuremangel.
  • Bitterstoffe wie zB Magenbitter (Schwedenbitter).
  • Durch Magensäuremangel ausgelöste Nährstoffmängel betreffen vor allem: Calcium, Magnesium, Zink, Kupfer, Chrom, Selen, Mangan, Vitamin B2, Vitamin B12 sowie die Aminosäuren Phenylalanin, Tryptophan, Tyrosin.

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14) Weitere Maßnahmen: Was kann man sonst noch tun bei Magensäuremangel?

 

  • Darmsanierung,
  • weniger Trinken während dem Essen,
  • bevorzugt warme Getränke während des Essens trinken,
  • gutes Kauen,
  • mehrere kleine Mahlzeiten statt weniger großer,
  • nicht zu heiß oder zu kalt essen,
  • warme Speisen (vor allem beim Frühstück) bevorzugen,
  • abends nicht schwer essen (3h vor dem Schlafengehen nichts mehr essen),
  • geringerer Verzehr von Kohlenhydraten,
  • Einnahme von Bitterstoffen (regt die Galle an),
  • Wasser mit Zitrone,
  • Speisesalz (Natriumchlorid),
  • fermentierte und milchsauer vergorene Nahrungsmittel (zB Sauerkraut, milchsauer eingelegte Gurken, eingelegten Mix Pickles, eingelegter Ingwer, Oliven, Kombucha-Gärgetränk),
  • Bauchmassagen,
  • wenn möglich Protonenpumpenhemmer reduzieren und letztlich absetzen,
  • bewusstes Entspannen vor dem Essen und kein Stress während dem Essen (Magensäure wird durch den „Entspannungsnerv“, dem Parasympathikus, und seinen Neurotransmitter Acetylcholin freigesetzt)
  • Einnahme von Apfelessig vor dem Essen: Bei Sodbrennen wegen Magensäuremangel wird als altes Hausmittel die Einnahme von ungefiltertem Apfelessig vor einer Mahlzeit empfohlen. Dies säuert sowohl Magen als auch Darm an und wirkt probiotisch für Milchsäurebakterien. Nachdem Apfelessig durch Fermentation durch Hefepilze hergestellt wird, könnte es bei empfindlichen Personen zu Unverträglichkeitsreaktionen kommen.

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15) Nachweis von Magensäuremangel: Wie lässt sich ein Magensäuremangel feststellen?

 

14.1.) Selbsttests

  • Selbsttest mit Verträglichkeitsgrenze von Betain HCl-Tabletten: Vorm Verzehr eiweißhaltiger Speisen Betain HCl-Kapseln einnehmen beginnend mit 1 Kapsel und dann langsam steigern bis ein Brennen im Magen entsteht. Diese Menge minus einer Kapsel ist die Verträglichkeitsgrenze. Zu einer Mahlzeit können bis zu 4 Tabletten eingenommen werden. Bei eiweißarmer bzw. kohlenhydrathaltigen Speisen nur ein Drittel der Dosis einnehmen. Beginnt Magenbrennen bereits nach einer Kapsel liegt wahrscheinlich kein Magensäuremangel vor. Ursache für Magenbrennen kann allerdings auch ein Magengeschwür sein.
  • Selbsttest: Rote-Beete-Test nach Dr. Switzer: Wenn sich nach 100ml Rote-Beete-Saft Stuhl und Urin dunkel lila oder rot verfärbt, ist das ein Indiz für Magensäuremangel.
  • Selbsttest: Natron-Test nach Rose: Direkt nach dem Aufstehen 1tl Natron in Wasser auflösen. Kommt es nach zirka 5 Minuten zu Aufstoßen und Rülpsen deutet auf ausreichend Magensäure hin. Beim Heidelberg-Test wird zusätzlich zu Natron auch eine Sonde mitgeschluckt, die den pH-Wert des Magen misst und die dann wieder über den Verdauungstrakt ausgeschieden wird.

 

14.2.) Laboruntersuchungen

  • Stuhluntersuchung auf Verdauungsreste: Erhöhte Eiweiß-Werte im Stuhl sind ein sicherer Nachweis für eine unzureichende Verdauung von Eiweißen und damit indirekt für einen Magensäuremangel. Die Werte können aber auch im Normalbereich liegen, wenn im Darm bereits eine Fäulnis-Dysbiose mit eiweißverwertenden Bakterien vorliegt. Eine Stuhluntersuchung auf Verdauungsreste sollte daher immer gemeinsam mit einer Darmflora-Analyse ergänzt werden. Auch ein erhöhter Wasseranteil im Stuhl (Durchfall) kann den Eiweiß-Wert verfälschen.
  • Nahrungsmittelunverträglichkeit (erhöhte IgG4-Werte im Blut; hierbei handelt es sich um einen umstrittenen Test),
  • Nachweis einer Infektion mit H. pylori (zB Antikörper im Blut oder Stuhl, Gewebebiopsie im Zuge einer Gastroskopie),
  • Aminogramm (verminderte Aminosäuren im Blut).
  • H2-Atemtest auf Dünndarmfehlbesiedlung (SIBO)
  • Erniedrigt im Blut: Blutkörperchen, Ferritin und Eisen (Anämie), Calcium, Prothrombin-Zeit, Vitamin B12, Vitamin D, Thiamin (Vitamin B1) sowie Pepsinogen A (PgA unter 17 Mikrogramm/L), Chlorid (<100)
  • Erhöht im Blut: Stickstoff (aussagekräftig ist der Laborwert BUN für „blood urea nitrogen“), Gastrin (über 500-1000 pg/mL)
  • Weitere Indikationen im Blut: Gesamtglobuline, Bicarbonate, Anionen-Lücke, MCV-Hämoglobin

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15) Wie funktioniert die Verdauung im Magen? (Experten-Infos)

Bereits im vorherigen Punkt haben wir gesehen, dass die Magensäure auch entscheidend für die restliche Verdauung im Darm ist.

Denn weil die Magensäure der offizielle Startschuss der Verdauung ist, führt ein Magensäuremangel auch zu einer verlangsamten und verschlechterten Verdauung auch in den folgenden Verdauungsstufen.

Sehen wir uns nun an wie die Magensäurebildung im Detail aussieht:

  • Anregung (Neurotransmitter und Hormone): Die Magendrüsen produzieren täglich etwa 2 – 3 Liter Magensaft, vornehmlich bestehend aus Salzsäure (HCl), Schleim und Verdauungsenzymen. Beim Anblick von Nahrung oder beim Beginn des Nahrungsverzehrs leitet der Neurotransmitter Acetylcholin (über den nervus vagus im parasympathischen Nervensystem) die Magensaftsekretion in den Magen ein, indem er an seine Rezeptoren an der Magenwand (muskarinischen ACh-Rezeptor M3 der glatten Magenmuskulatur) andockt. Die Aktivierung der Rezeptoren läuft über das Phosphoinositol-System. Daneben regen auch das Hormon Gastrin, das Stresshormon Cortisol und das Gewebshormon Histamin (H2-Rezeptoren des Magens) die Magensaftsekretion an.
  • Ausgangsstoffe (Protonen und Bicarbonat): Das Schlüsselenzym für die Produktion der Magensäure ist Carboanhydrase. Diese befindet sich in den Belegzellen (Parietalzellen) des Magenepithels (äußerste Zellschicht im Magen) und stellt Protonen (Wasserstoff, H+) und Bicarbonat aus Wasser und Kohlenstoffdioxid her.
  • Austausch 1 (Kalium und Protonen): Das in den Epithelzellen vorhandene Enzym Protonen-Kalium-ATPase (V-ATPase, Protonen-Kalium-Pumpe, H+/K+-ATPase, sog. „Protonenpumpen“) sorgt für den gleichzeitigen Austausch von Kalium in die Epithelzelle während Protonen aus der Epithelzelle ins Mageninnere gelangen. Hier setzt auch die Wirkung von Protonenpumpenhemmer (PPI) wie Pantoloc oder Omeprazol an. Das sind Medikamente, die die die Freisetzung von Protonen in das Mageninnere hemmen.
  • Austausch 2 (Bicarbonat und Chlorid): Daneben erfolgt auch ein Austausch von Bicarbonat ins Blut während Chlorid (=Salz) aus dem Blut in die Epithelzelle gelangt. Das Chlorid gelangt dann durch einen Chloridkanal in das Magenlumen und bildet dort mit den Protonen (Wasserstoff, Hydrogen) die Magensäure (=Hydrochlorsäure, HCl).
  • Natürlicher Magenschutz (Natriumhydrogencarbonat): Vor der ätzenden Magensäure schützen sich die Belegzellen, indem sie gleichzeitig mit Magensäure auch Schleim bilden, der stark basisches Natriumhydrogencarbonat enthält und der in die Schleimschicht eindringende Magensäure neutralisieren kann. 
  • Eiweißspaltung (Pepsin): Der niedrige ph-Wert der Magensäure unterstützt die Umwandlung von Pepsinogen zu Pepsin (=eiweißspaltendes Protease-Enzym) und fördert die Pepsin-Aktivität. Die höchste Aktivität hat Pepsin bei einem pH-Wert zwischen 1,5 und 3. Oberhalb von pH 6 wird das Enzym irreversibel inaktiviert.
  • Pepsin ist notwendig, um Proteine (Polypeptide), die aus Aminosäuren zusammen gesetzt sind, in die einzelnen Aminosäuren und kleinere Peptide zu spalten. Je höher (bzw. basischer) der pH-Wert im Magen ist, umso mehr muss der Magen den Speisebrei durchkneten, um mit der wenigen Magensäure eine halbwegs brauchbare Verdauung einzuleiten. 
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